Auf nach Nagano! (Teil 1b: die "Mila Superstar"-Edition)

Dreimal dürft ihr nun raten, was das International Office tat? Richtig, die Meute wieder ordentlich durchmischen, um Teams zu bilden. In meiner Mannschaft waren aber alle sehr sympathisch, außerdem war Summer mit dabei, sodass ich also wenigstens ein bekanntes Gesicht hatte. Im Vorfeld wurde in unserem Team dann erstmal ausgelotet, wer denn Volleyball spielen könne und wer nicht. Ich erklärte kleinlaut, dass ich seit dem Ende meiner Schulzeit im Jahre 2004 keinen Volleyball mehr angefasst hätte, sondern nur Fußball spielen würde. Damit war ich gleich draußen, Ersatzbank, Karriereknick! So formierte sich also eine erste Mannschaft. Nur kurz zur Verdeutlichung der Regeln: Beim Soft-Volleyball gelten die Regeln wie beim Volleyball, nur mit dem Unterschied, dass der Ball viel weicher und auch etwas größer ist, das Netz wesentlich tiefer hängt, nur vier Leute pro Team spielen dürfen und es nur einen Gewinnsatz à 15 Punkte gibt. Soweit so gut, auf in den Kampf!

 

Im ersten Spiel lief es für uns leider anfangs denkbar schlecht, sodass wir schon bald am Rande der Niederlage standen. Panik, Resignation, Frustration! Doch auf einmal wird auf mich gezeigt! Das ist sie also, meine Chance als Joker! Da mir das Netz nur bis zum Brustkorb ging und ich gegenüber allen anderen Spielern einen deutlichen Größenvorteil hatte, drosch ich also freudig auf den Softvolleyball ein und wir gewannen durch eine geschlossene Mannschaftsleistung tatsächlich noch und ich war auf einem ein gefeierter Stammspieler unseres Teams – so kann das im Profisport eben gehen! So gewannen wir auch das zweite Spiel, in welchem ich einen überaus arrogant spielenden Koreaner als Intimfeind ausmachte (und er umgekehrt mich auch, glaube ich^^). Seine flachen Aufschläge schlug ich ihm einfach wieder zurück vor die Füße mit meinem mittlerweile gefürchteten „Ohrfeigen-Schlag“ - dafür werde ich in der Volleyball-Szene mit Sicherheit keinen Schönheitspreis bekommen, aber effektiv war es durchaus.

 

Beim dritten Spiel stand es gegen einen gleichwertigen Gegner 14:14 und der geneigte Sportfan weiß: nun spielt man nicht bis 15, sondern bis die erste Mannschaft zwei Punkte in Folge macht, sprich mit zwei Punkten Abstand gewinnt. Also gut, das schaffen wir! Da macht die gegnerische Mannschaft einen Punkt, aber kein Problem. Doch plötzlich pfeift der Cheffe des International Office, der als Schiedsrichter fungierte, ab und erklärte die andere Mannschaft zum Sieger! Skandal! Eine Farce! Hier wurde nach bester Wettmafia-Manier ein Spiel verschoben! Doch wie die Asiaten nunmal sind, beschweren sie sich noch nicht einmal, während ich weiterhin fassungslos bin. Bitter: genau dieser Fehler hat uns unter Umständen den Turniersieg gekostet.

 

Im vierten Spiel wurden wir, immer noch unter Schock und weit unter unseren Möglichkeiten spielend von Christophers Team geradezu pulverisiert, eine absolut verdiente Niederlage! Nun hieß es also, sich im letzten Spiel gebührend aus dem Wettbewerb zu verabschieden, denn wir hatten keinerlei Chancen mehr auf das Weiterkommen. Auch wenn es mir mittlerweile unangenehm war, dass ich mehr oder minder dazu genötigt wurde, immer zu spielen, während fünf Teamkameraden fast durchweg auf der Ersatzbank saßen, wollte ich dieses Spiel doch noch für uns entscheiden, denn es weiß wohl wirklich jeder, dass ich kein guter Verlierer bin ;-) Beim Stand von 3:3 setzte ich wieder meinen fast unhaltbaren „Ohrfeigen-Schlag“ ein und hatte von nun an Aufschlag. Schon zu Schulzeiten war das eine meiner (wenigen) Qualitäten beim Volleyball, sodass es kurze Zeit später 10:3 für uns stand. Die Schiedsrichter sprach mich daraufhin auf Japanisch an, dass ich doch bitte ausgewechselt werden solle, der Chancengleichheit willen. Auch wenn ich sonst fast nix verstehe, das verstand ich, jedoch tat ich so, als würde ich nichts verstehen. „Dieser Erfolg wird mir nicht schon wieder von einem Schiri geraubt, nicht noch einmal!“, dachte ich mir. So gab sie dann auch entnervt auf und ließ mich auf dem Feld. Der Rest ist schnell erzählt: fünf Aufschläge, fünf Punkte, 15:3 gewonnen. So hatten wir uns immerhin noch etwas rehabilitiert.

 

Eine Farce stand aber noch aus: bei Punktgleichheit wurde nicht etwa noch ein Entscheidungsspiel ausgetragen, sondern nach dem Regelwerk des International Office „Schnick-Schnack-Schnuck“ gespielt, weshalb Christophers Mannschaft dann noch vor uns landete – eine weitere Farce par excellence!

Nicht verschweigen will ich aber vor allem folgendes: Jupp trumpfte beim Soft- Volleyballturnier ganz groß auf und führte seine Mannschaft souverän zum Gesamtsiegt. Selbstlos und absolut professionell erkannte dieser Ausnahmesportler, dass es nach zwei Niederlagen zu Beginn so nicht weitergehen könne. Zum Wohle seines Teams spielte er nach diesem schwachen Start nicht mehr aktiv mit, sondern fokussierte all seine Erfahrung auf das harte Trainergeschäft – sein Team gewann alle weiteren Spiele. Nicht zuletzt wegen dieser grandiosen Leistung sicherte „Jupp Herberger“ seiner Mannschaft den Titel – chapeau!

 

P.S.: Wer "Mila Superstar" nicht kennt, der möge sich das Intro des Klassikers anschauen! :)

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