Nach dem Bier-Fest Ende November hieß es bereits am nächsten Tag wieder früh aufstehen. Aber zum Glück sind wir Deutschen ja nicht nur überaus trinkfest, sondern wir haben uns mittlerweile auch an die tägliche Tortur des frühen Aufstehens gewöhnt. Also nix wie raus aus dem Bett, fix unter die Dusche und dann auch schnell zum Parkplatz der Uni, denn es stand eine überaus interessant klingende Exkursion an: Nagano!
Dort angekommen, bemerkte ich sogleich, dass es nicht nur die propagierten zwei Busse waren, die unsere Gruppe bugsieren sollte, sondern sogar drei, d.h. wir waren mit Sicherheit gute 100 Mann stark bzw. gute 90 Chinesen und der Rest ;-) Da das International Office aber trotzdem gewollt war, dass sich möglichst viele neue Leute kennenlernen – den Haken an der Sache werde ich später noch erörtern – wurden unter bitteren Tränen viele Bande zerrissen. So wurde Jupp kurzerhand in einen anderen Bus verfrachtet. Aber zum Glück gibt es ja noch den guten Christopher, der glücklicher Weise mit mir im selben fahrbaren Untersatz verbannt wurde. So war es doch auszuhalten: ein Bus, zwei Deutsche, 40 Chinesen.^^
Nach ca. 3 ½ Stunden kamen wir in unserem Hotel in Tsunan an, welches sofort einen super Eindruck machte. Es war ein sehr großes Sport-Hotel, welches vor allem im Winter aufgrund der direkt am Ort befindlichen Skihänge sehr gut besucht sein dürfte. Auch sonst gab es dort noch eine große Sporthalle für Tennis, Hallenfußball oder Volleyball, eine Bowlinganlage, Tischtennisplatten etc. Zuerst wurden wir aber in einem großen Saal eingewiesen: 20 Minuten auf Chinesisch, eine Minute auf Englisch, frei nach dem Motto: ein Westler, ein Wort – ein Chinese, ein Wörterbuch. Anschließend ging es dann in besagte Sporthalle, welche flux zu einer Feldküche umfunktioniert worden war, denn wir sollten gefälligst unser Mittagessen selbst zubereiten. In großen Kübeln wurde nun also mit schweren Hämmern auf unschuldigen Reis eingeprügelt. Das Ergebnis war den Magen-DArm-Trakt vielleicht für immer versiegelnde, zäh-klebrige Reispampe... oh, Verzeihung, ich meine natürlich unfassbar leckerer Reiskuchen, auch „Mochi“ genannt (vielleicht wegen der Verwandtschaft zu dem deutschen Wort „Matsche“?).
Im Anschluss daran durften wir dann endlich unsere Sachen auf das Zimmer bringen. Auch hier war das International Office der Uni Niigata wieder sehr darauf bedacht, die Studenten-Meute wild durchzuwürfeln. Wie gesagt, das Ziel war sich besser kennenzulernen. Klingt in der Theorie fantastisch! Werfen wir nun einen Blick auf die Praxis: ich war mit einem Chinesen und einem Koreaner auf dem Zimmer, die beide Japanisch studieren. Der Haken daran war nur leider, dass der Chinese kaum Englisch und der Koreaner gar kein Englisch sprechen konnte bzw. auch total schüchtern war. Da ich mich noch nicht wirklich auf Japanisch unterhalten kann, hieß das im Umkehrschluss also, dass so gut wie keine Kommunikation möglich war. Vielen Dank International Office, das hat wirklich wunderbar geklappt – Freunde fürs Leben! ;-)
Aber zum Glück musste ich auch nicht allzu viel Zeit auf dem Zimmer verbringen, denn für den Nachmittag war ein großes Soft-Volleyballturnier in der bereits erwähnten Sporthalle angesagt, über das ich gesondert berichten werde. Am Abend gab es dann ein wirklich ganz grandioses Büffet! So gut habe ich vorher wahrscheinlich noch nicht in Japan gespeist! Übrigens gibt es auch in Japan bzw. generell bei Asiaten die auch in Deutschland nicht unbekannte „Pommesbuden-Mentalität“, d.h. sobald das Buffet eröffnet wurde, sprangen alle auf und rannten zum Futtertrog als würde es gleich nichts mehr geben. Da ernteten wir gelassen sitzenbleibenden Deutschen doch den ein oder anderen verdutzten Blick. Satt bin ich aber trotzdem geworden: zartes Schweinefilet, feine Frikadellen, Tempura, Würstchen, Kartoffeln, Sashimi und Co. sei Dank!
Nach dem Essen entschlossen wir uns dann doch dagegen, mit der großen Masse „Bingo!“ zu spielen, denn in Deutschland kennen wir sowas eigentlich nur vom Hörensagen aus dem Altenheim. Stattdessen wollten Christopher, Jupp und ich etwas bowlen. Leider konnten wir alle nicht so ganz überzeugen, während Jupp den „Wurf der Kastagnetten-Spielerin“ salonfähig machte und in Schönheit starb (50 Pkt.), bowlte ich „wie eine Oma“ (79 Pkt.), während Christopher noch die beste Leistung zeigte (99 Pkt.). Anschließend gingen wir dann noch in ein heißes Bad, in dem wir es aber nicht allzu lange aushielten. Dann ging es auch schon ab ins Bett, denn am nächsten Tag stand endlich Sightseeing auf dem Programm!
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