Am nächsten Morgen ging es dann einmal mehr ganz früh raus. Für mich allerdings etwas weniger früh, da ich bekanntlich in 99% aller Fälle nicht frühstücke, da ich schlicht und ergreifend keinen Hunger habe. So habe ich mir schon damals in Weimar im 5 Sterne-Hotel ein qualitativ hochwertiges Frühstück geschenkt. Also ging es dann so um 8:30 los in Richtung Nagano.
Wieder im Bus sitzend, bekamen wir für den Rest des Tages jede Menge Informationen von einer Reiseführer, die zwar eine immer lieb dreinschauende, ältere Dame war, Christopher und mir mit der Zeit dann doch auf den Senkel ging, zumal sie nur auf Japanisch plapperte und der Informationsgehalt für uns dann doch dementsprechend gering war. Beachtlich war jedoch ihr Durchhaltevermögen und überhaupt war ihr Gesicht wirklich sinnbildlich für Japan: selbst wenn alle Zuhörer einschlafen immer noch ganz freudige Miene machen!^^
In der Präfektur Nagano schauten wir uns erst einen kleinen Tempel an, der mich trotz der recht eindrucksvollen Deckenmalerei nicht vom Hocker riss. Dann ging es weiter nach Obuse, einer kleinen und etwas verschlafenen Stadt, die für drei Dinge bekannt ist: Äpfel, Eis und den Maler Hokusai. Dementsprechend schauten wir uns auch das Hokusai-Museum an, wobei ich anmerken muss, dass diese Art von Malerei nicht unbedingt meinen Geschmack trifft. Da mag ich die europäischen Kunstwerke, die bspw. Im Louvre hängen, wesentlich lieber, also Goya, da Vinci und Konsorten. Deshalb hurtete ich auch schnell durch die Räume und kaufte mir dann draußen ein sündhaft teures Eis (350 Yen für eine Kugel, ca. 3 Euro). Allerdings war es wirklich ein großartiges Geschmackserlebnis (Chestnut) und somit den Preis vollkommen wert. Viel mehr interessantes gab es dort dann aber auch nicht. Die Chinesen deckten sich übrigens allesamt mit mehr Äpfeln ein, als sie jemals essen können werden. Für uns Deutsche sind Äpfel eben so alltäglich wie für Chinesen die politische Unmündigkeit.
In einem großen Touristen-Fresstempel machten wir einen kurzen Zwischenstopp und dementsprechend gefiel mir auch das Essen. Ich bin kein großer Freund von Reis und auch Miso-Suppe ist nicht unbedingt mein Ding. Den Vogel schossen aber einige undefinierbare Kleinigkeiten ab, die mit Sicherheit das Ekelhafteste waren, was ich je probiert habe und deshalb auch wieder in meine Serviette spuckte – somit wurde der gute „Mochi“ auf die Plätze verwiesen. Das, was diesen „Restaurant-Besuch“ für mich aber wirklich unvergesslich gemacht hat, ist die Tatsache, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Isolde getroffen habe! Da musste ich erst 25 Jahre alt werden und nach Japan zu fliegen, um eine Frau mit dem Namen zu treffen, der mich seit einem Vierteljahrhundert verfolgt – unfassbar! Die gute Isolde kommt übrigens von den Philippinen, verrückt!
Anschließend ging es endlich zur Hauptattraktion unserer Exkursion, nämlich zum Zenkoji-Tempel in Nagano City. Der war auch in der Tat sehr beeindruckend. Die eigentliche Attraktion des Tempels ist ein schmaler und unterirdischer Gang unterhalb des Tempels. Dieser ist komplett dunkel und man muss sich mit der Hand an der rechten Wand langsam vortasten. Der Clou an dieser Sache ist, dass es irgendwo in diesem Tunnel einen „Schlüssel“ gibt. Wer ihn findet, der wird nicht nur erleuchtet, sondern darf sich auch etwas wünschen. Klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte und so fand ich mich nach einiger Zeit des Anstehens in dem stockfinsteren Gang wieder. Da spielte dann auch meine Nachtblindheit keine Rolle mehr. Langsam tastete ich mich dann nach vorne und orientierte mich an den Stimmen vor oder hinter mir. Tatsächlich fand ich dann auch den „Schlüssel“, der sich in etwa auf Hüfthöhe befand und mit einem Türknauf vergleichbar ist, den man einmal hin und her bewegen muss. Das Problem war nur, dass ich in dem Moment nicht mehr genau wusste, was ich mir wünschen sollte. Ich entschied mich für Gesundheit, kann man schließlich immer gebrauchen! Christopher und Jupp haben den Knauf leider nicht erwischt, da sie irrtümlicher Weise auf der linken Seite des Tunnels suchten, schade! :(
Wieder draußen habe ich mir mit Li, einer Chinesin, mit der wir „Deutschen“ demnächst auch ein Referat über Japan halten müssen, noch etwas die Tempelanlage erkundet, ehe wir Christopher und Jupp wiederfanden. Leider war die Zeit für den Zenkoji-Tempel viel zu knapp bemessen. Ich hätte mir den gerne noch genauer angeschaut und auch die daran anknüpfende Einkaufsmeile wäre definitiv einen ausführlicheren Blick wert gewesen. So reichte es nur noch dazu, die berühmte Miso-Eiscreme zu probieren. Nicht ganz so mein Fall, da war das Eis in Obuse schmackhafter.
Im Anschluss wurden wir dann auch wieder in die Busse verfrachtet und machten uns auf den Heimweg. Da alle mittlerweile ziemlich müde waren, verschliefen wir den größten Teil der Heimfahrt. Abends kamen wir dann wieder in Niigata an. Es war auf jeden Fall eine sehr schöne und interessante Exkursion, von der ich euch, wie ihr lesen könnt, viel erzählen konnte. Allerdings war mir die Gruppe zu groß und der Zeitplan zu strikt. Mit kleineren Gruppen zu reisen ist definitiv angenehmer und genau darauf werde ich mich in naher Zukunft dann auch konzentrieren, um euch noch mehr (für euch hoffentlich auch spannende) Geschichten aus dem Land der aufgehenden Sonne zu erzählen.
Bis dahin!
Tris
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