Frohe Weihnachten und einen schönen "Karoshi"!

Hohoho!, schrie der japanische Weihnachtsmann kurz nachdem er das letzte Geschenk in das kleine, gedrungene Wohnzimmer der Familia Tanaka geschleudert hatte. Erschöpft parkte der Weihnachtsmann ordentlich und pflichtbewusst seinen Schlitten auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz, seine Elfen hatten die Markierungen gar wundervoll gezogen. Sein Arbeitstag war lang, auch wenn in Japan kaum Weihnachten gefeiert wird, so muss er doch mit Anwesenheit glänzen um einer höheren, nicht greifbaren Macht die Ehre zu erweisen. Nun erstmal ein heißes Bad!, waren beim Verlassen seines Schlittens seine letzten Gedanken. Dann verließen ihn die Kräfte, seine Kniegelenke knickten ein und der japanische Weihnachtsmann fiel sanft in den feinen Pulverschnee - Karoshi!

 

„Karoshi“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „Stresstod“ und das ist hier in Japan ganz offensichtlich ein weit verbreitetes Krankheitsbild. In den letzten Wochen fühlte ich mich durchaus nicht selten wie ein Schwimmer auf dem Ozean der Arbeit, der öfters mal wegen mangelnder Motivation, totaler Überarbeitung und extremen Schlafmangel unterzugehen drohte, im letzten Moment aber doch immer wieder durch die nasse Decke des Ozeans stieß, um einen kurzen Atemzug für die nächste Etappe der universitären Herausforderungen zu nehmen. Nun ist dieser Schwimmer endlich am Strand gelandet. Deshalb freue ich mich, euch nun den etwas anderen Blogeintrag zu präsentieren, mein Weihnachtsgeschenk an euch! Bitte entschuldigt, dass hier so lange nichts passiert ist. Ich will auch gar nicht von dem Uni-Stress erzählen, sondern eher von Dingen, die auch für euch etwas spannend sein könnten. Deshalb bekommt ihr nun einen Newsletter, in dem ich alle Vorkomnisse der letzten Wochen verpacke und mit Bildern sowie Videos unterfüttere. Der vielleicht längste Eintrag der Welt, zumindest aber auf diesem Blog!

Albirex Niigata

Schon im November waren Christopher, Jupp, Sasa und ich im Big Swan Stadium, um uns ein Fußballspiel anzuschauen. Ich habe mir im Fan-Shop von Albirex Niigata aber dann doch kein Trikot gekauft, da mir stolze 140 Euro doch ETWAS zu viel waren. Deshalb habe ich mir nur ein Shirt gekauft, was aber auch schon 30 Tacken kostete. Das Spiel selbst war recht unspektakulär (Albirex Niigata vs. Vissel Kobe 1:1). Für totale Ekstase sorgten aber die Cheerleader. Da zückten wir alle sofort unsere Kameras...^^

Konzert 1

Neben all dem Uni-Stress habe ich ab und an doch noch etwas erleben können. So war ich auf einem Konzert auf dem Studenten der Universität auf traditionellen japanischen Instrumenten (Shamisen und Koto; Zupfinstrumente) ebenso traditionelle Musik machten. Ich muss jedoch zugeben, dass ich davon wohl in diesem Leben kein Fan mehr werde. Während das ganze Konzert sehr seriös aufgezogen war, kam gegen Ende doch wieder die typisch japanische Durchgeknalltheit durch, aber seht selbst!^^

Konzert 2

Wesentlich besser hat mir dagegen ein klassisches Konzert eines großen Orchesters gefallen. Dort wurden u.a. Rossini und Rachmaninov gespielt, gerade letzteren mochte ich schon immer gerne. Da verging die Zeit auch wie im Fluge. Gekrönt wurde dieser Ohrenschmaus mit erstklassiger Unterhaltung, denn es war durchaus amüsant zu beobachten, wie sich der etwas kräftigere Jose aus Panama durch die Sitzreihen zurück zu seinem Platz arbeitete und den schockierten japanischen Damen seinen voluminösen Hintern in das Gesicht drückte ;-)

Niigata City

Die Universität liegt leider etwas weit außerhalb, weshalb man in die Innenstadt ca. 20 Minuten mit dem Zug fahren muss. Trotzdem habe ich es immerhin 2x in den letzten Wochen geschafft, mich dort ein wenig umzusehen. Einmal war ich alleine etwas „shoppen“ (u.a. einen Wasserkocher, der sich schon absolut rentiert hat) und das andere Mal waren Jupp und Christopher mit am Start. Der Shinano-River, der durch Niigata fließt ist übrigens der längste Fluß Japans. Anbei ein Video samt der „berühmten“ Bandai Bridge (wenn die Japaner wüssten, dass wir solche Brücken in Deutschland überall haben...^^).

Kappa Sushi

Mittlerweile gehen zumindest Christopher und ich fast jede Woche zu Kappa Sushi. Dort gibt es einfach eine großartige Auswahl zu fairen Preisen. Hier endlich für Basti, der Sushi Shinkansen, der einem das über ein Display bestellte Sushi frisch an den Platz liefert! :-)

Gyoza-Party

Meine japanischen Deutsch-Studentinnen hatten mich Anfang des Monats zu einer Gyoza-Party eingeladen, wo ich herrlich bekocht und umsorgt wurde. In Japan sind die Geschlechterrollen noch in Ordnung, da könnte sich Deutschland ruhig mal gehörigst eine Scheibe abschneiden! ;-)

Anschließend ging es dann noch mit Christopher, Jupp und zwei Japanerinnen in eine Kneipe.

Video killed the radio star

Zwischendurch haben Jupp und ich noch zwei Radiosendungen aufgenommen, denn eine deutsche Dozentin arbeitet aus Spaß bei einem kleinen Radio in Niigata. Wer interessiert ist, kann sich die Sendungen unter folgendne Links im Internet anhören. Keine Angst, Jupp und ich reden auf Deutsch, ihr werdet also schon etwas verstehen können (nur nicht die japanische Moderatorin - da haben wir was gemeinsam).

 

http://chat761.blogzine.jp/morgen/files/12111130.mp3

 

http://chat761.blogzine.jp/morgen/files/12181130.mp3

 

 

Das Weihnachtsgeschenk unserer Japanisch-Lehrerin

Unsere Japanisch-Lehrerin hat uns zu Weihnachten ein „kleines“ Geschenk gemacht, was für sie aber mit Sicherheit schon fast gleichbedeutend mit dem finanziellen Ruin war. Denn egal wie groß oder kostspielig ein Geschenk auch sein mag, Japaner würden immer sagen, dass es nur klein und überflüssig sei – understatement at its best! Genau das sollte sich auch in diesem Fall bewahrheiten, denn unsere Lehrerin lud unseren Kurs (drei Deutsche, drei Chinesen und Huang^^) erst in ein großes Aquarium in Niigata ein. Dort schauten wir uns eine Delfin-Show an, ich steckte meine Hand in ein Pyranha-Becken und entdeckte meine Begeisterung für schlecht gelaunte Meeresschildkröten. Anschließend ging es in ein unfassbar edles Restaurant der Extraklasse, womit ich nun gar nicht gerechnet und meinen feinen Zwirn dementsprechend Zuhause gelassen hatte. Meine Zurückhaltung bei den Bestellungen, um den Geldbeutel unserer lieben Lehrerin nicht allzu arg zu schröpfen, brachte jedoch nicht viel, denn Sie orderte immer wieder neue Leckereien für Jupp und mich (die anderen waren bei den Bestellungen etwas forscher^^). Ein 30g Stück feinstes Rindfleisch für 9 Euro, douzo! Als wäre dies nicht schon mehr als genug, kehrten wir anschließend noch in ein Café ein, um Heißgetränke zu genießen. Und ehe man sich wirklich bedanken konnte, war die spendable Lehrerin auch schon verschwunden – so sind sie, die Japaner!

Der Weihnachtsfeier-Marathon

Insgesamt war ich auf drei Weihnachtsfeiern eingeladen, wobei die erste an Konfusität kaum zu überbieten war und ein tolles Beispiel für die japanische Planungswut ist (und dann geht doch nicht alles glatt). Diesen Wahnsinn nun zu erklären, würde den Blog aber wirklich sprengen, also ladet mich nach meiner Rückkehr doch einfach auf einen Kaffee oder zu einem leckerem Essen ein und ich erzähle es euch brühwarm! ;-) Bilder und ein sagenhaftes Video gibt es aber schon jetzt! Die anderen beiden Weihnachtsfeiern verliefen übrigens ohne größere Komplikationen, sugoi!

Love, Earth, Peace... whatever-Festival (mit den Ohrwurmen)

An der Uni Niigata organisieren Studenten wirklich andauernd irgendwelche Konzerte, Partys oder andere Veranstaltungen. Wie sowas abläuft, durften Christopher und Jupp am eigenen Leib erfahren, da sie von einer Japanerin zum Singen deutscher Lieder für das in der Überschrift genannte Festival verpflichtet wurden. Ich habe auch aus Gründen meiner generellen Abneigung gegenüber des deutschen Liedgutes den Absprung geschafft und konnte fortan Jupps Beschwerden über den wieder einmal unfassbaren Organisationsmarathon lauschen.

Springen wir aber gleich zum Konzert: dort fungierte ich sowohl als Filmer als auch als Fotograf, hatte also immer zwei Knipsen dabei und wurde währenddessen noch von der japanischen Dame, die neben mir saß, mit Erdbeerbonbons versorgt. Auf der Bühne gab es dann diverse Tanz- und Gesangseinlagen. Wieder einmal waren einige optische Schmankerl dabei, die ich in Bild und Ton festgehalten habe (@Basti und Fabian: viel Spaß! ;-) ). Nach dem Auftritt der Ohrwurmen gibt es also auch noch etwas für die Augen!^^

17. Februar 2011 - Yellowcard live in Tokyo
17. Februar 2011 - Yellowcard live in Tokyo

Ausblick

So, das war kurz und bündig in einem Newsletter zusammengefasst, was ich in den letzten Wochen so erlebt habe. In den Winterferien werden wir (hoffentlich) etwas durch die Präfektur Niigata reisen und am 30.12. geht es nach Tokyo, um dort Silvester zu feiern. Anfang Januar geht die Uni dann in ihre Finale Phase. Im Februar und März kann ich mir dann hoffentlich das Land noch genauer anschauen, dazu aber in einem späteren Blogeintrag mehr. Abschließend möchte ich gerne noch die japanischen Futon-Matratzen verfluchen, auch im Namen meines Rückens. Lattenroste und richtige Federkernmatratzen – eine Geschäftsidee, mit der man in Japan wirklich ganz viel Geld verdienen könnte! ;-)

 

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! :-)

Tristan

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Kommentare: 2
  • #1

    Mattse (Donnerstag, 23 Dezember 2010 14:46)

    Schön Feiertage da drüben! Auch an Jupp!

    Für die Bildwidmung bedanke ich mich allerdings nicht :P

  • #2

    Basti (Donnerstag, 23 Dezember 2010 15:03)

    schöner Eintrag, NOCH bessere Erwähnungen meiner Person und schön viele Videos. Nur kein Vanilla Bear :(

    Auch hier nochmal: feiert schön und besauft euch ordentlich! :)