Murakami und Yahiko

Nach dem letzten Blog-Beben, wo ich euch mit allerlei Informationen, Fotos und Videos zugeschüttet habe, ist wieder einmal viel passiert. In den Ferien kann ich endlich was vom Land sehen und Japan mit allen Sinnen erfahren. Bevor ich mich jedoch in den urbanen Großstadtdschungel Tokyos stürzte, will ich nun erstmal von etwas beschaulicheren Städten berichten: Murakami und Yahiko.

 

Murakami

Anja, eine deutsche Dozentin an der Uni Niigata, bei der Jupp und ich als Tutoren aushelfen, hatte uns zu sich nach Murakami, einer kleinen Stadt nördlich von Niigata, eingeladen. So machten Jupp, Christopher und ich uns also per Bahn auf den Weg durch erst regnerische, dann verschneite Gegenden Japans. Schließelich erreichten wir auch Murakami – wie immer pünktlich auf die Minute. Dort holte uns Anja direkt am Bahnhof ab und wir checkten in einem kleinen und gemütlichen Hotel keine fünf Minuten entfernt ein. Anschließend fuhren wir mit Anja erstmal die Küste ab, denn dort führt eine Straße direkt am Meer entlang, welches dort sehr stürmisch, aber schön anzuschauen ist (Deutsche und das Meer – eine Liebe für die Ewigkeit). Nach einigen Fotosessions begaben wir zu einem Hotel, um dort in ein Onsen (heiße Quelle) zu gehen. Da wollte ich schon immer mal hin und ich wurde auch vollauf zufrieden gestellt. Draußen bei leichtem Schnee/Regen in einer riesigen Badewanne sitzen und auf das Meer schauen – geeenau mein Ding! Nur Bier und leichtbekleidete Japanerinnen haben gefehlt, aber daran kann man ja noch arbeiten... ;-)

Nachdem wir uns also ordentlich aufgewärmt hatten, chillten wir erst für eine Stunde in unserem riesigen, mit Tatami-Matten ausgelegten Hotelzimmer und gingen anschließend mit Anja bei einem Chinesen um die Ecke zum Essen. Dort konnte ich mal eines dieser berühmt berüchtigten „1000-jährigen Eier“ essen. Ohne lange nachzudenken schob ich mir also ein Stück in den Mund und es war zum Glück nicht so schlimm, wie es vielleicht der äußere Anschein vermuten lassen würde. Danach ging es dann in die Gakuya, die herrlich atmosphärisch-gemütliche Kneipe von Anjas Mann, wo an diesem Abend wieder Live-Musik gespielt wurde (Jazz, Folk u.ä.). Dort konnte ich auch nach langer Zeit mal wieder ein Beck's verköstigen, hach, war dat schööön!^^ Zu fortgeschrittener Stunde gaben die Ohrwurmen dann noch ein kurzes Comeback. Als wir schon alle etwas betüdelt waren, tauchte plötzlich ein unscheinbarer, junger Japaner aus einer dunklen Ecke auf und fortderte uns zum Armdrücken heraus. Dies endete in der „Schmach von Murakami“, da alle drei Germanen vernichtend geschlagen wurden.

Nach diesem lustigen Abend kehrten wir in unser Hotelzimmer zurück, wo Christopher und ich noch ein kleines Show-Match für Jupp ablieferten, natürlich nur aus Spaß, wie ich betonen möchte!

 

Am nächsten Tag bekam Jupp beim typisch japanischen Frühstück den Schock seines Lebens, als er wagemutig eine Fuhre Natto (fermentierte Sojabohnen aka. „besser ab damit in die grüne Tonne“) in sich schaufelte und wohl am liebsten sofort zur Toilette gerannt wäre. Schon allein das Geräusch beim Einstechen der Chopsticks in die klebrige Masse war ein absoluter Ton des Grauens. Der Rest war aber absolut genießbar und auch ich als Frühstücks-Verweigerer wollte das mal ausprobieren.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir uns durch den Schneematsch auf zu einer alten Burgruine auf einem nahe gelgenen Berg. Schon auf dem Weg stand in den Schuhen von Jupp und Christopher das Wasser, meine Treter hielt da zum Glück noch für etwas länger dicht. So setzte schon auf dem Weg durch die kleinen Gassen Murakamis das Gezeter unseres Juristen ein, welches sich passend zum Erklimmen des kleinen Berges immer weiter bis zu kaum gekannter Penetranz steigerte, auf dem Gipfel schließlich den Höhepunkt erreichte. Ich möchte Jupp somit den Mecker-Titel des „Güllemotz“ abnehmen und ihn Christopher verleihen – gegen ihn ist Jupp tatsächlich ein Mecker-Waisenkind! (nichts für Ungut, Christopher!) ;-)

Nichtsdestotrotz war der Ausblick vom Gipfel hinab auf Murakami sehr schön. Zum einen war da die kleine Stadt, die sich direkt an das Meer schmiegt, aber gleichzeitig von kleineren Bergen umgeben ist – da hat sich Anja wirklich einen schönen Fleck ausgesucht. Anschließend begaben wir uns dann mit nassen Füßen zum Bahnhof und fuhren wieder zurück nach Niigata, allerdings nicht ohne den Vorsatz, Murakami und seiner grandiosesten Kneipe noch einen weiteren Besuch abzustatten.

Yahiko

Gleich am nächsten Tag fuhren Jupp und ich nach Yahiko, einer verschlafenen Kleinstadt südlich von Niigata. In Yahiko war auch tatsächlich nicht viel los, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn Touristen-Massen brauche ich nun wirklich nicht zwingend. So fuhren wir mit der Seilbahn den Mount Yahiko hoch, wo sich abermals auf über 600m ein atemberaubender Ausblick auf die Ebene rund um die Stadt bot. Auf dem Gipfel stapften wir etwas durch den Schnee was sich als eine kleine Rutschpartie herausstellte. Außer uns war auch fast niemand dort oben unterwegs und auch die Angestellten einer kleinen Caféteria schienen nicht unbedingt mit uns gerechnet zu haben. Einen Kaffee bereiteten sie uns aber selbstverständlich gerne zu. Zum Abschied zauberte ich auf dem Mount Yahiko noch einen Engel in den Schnee... ok, im genau zu sein waren es zwei! ;-)

Auf dem Weg hinunter ins Tal flirteten wir dann in der Seilbahn noch ein wenig mit der durchaus hübschen Führerin, die uns – wie in Japan vollkommen typisch – sogleich nach Alter und Beziehungsstatus fragte. Unten angekommen schauten wir uns noch eine hübsche Tempelanlage an. Gegen Abend machten wir uns dann aber wieder auf den Rückweg, denn nur zwei Tage später sollte nach dem beschaulichen Murakami und dem verschlafenen Yahiko das hektische Tokyo einen ordentlichen Kontrast darstellen. Doch ist Tokyo wirklich so bunt und unübersichtlich? Gibt es dort tatsächlich Schlüpferautomaten? Wer das wissen möchte, dem lege ich den bald erscheinenden Bericht über meine fünf Tage in Japans Hauptsstadt ans Herz.

 

Bis dahin,

Tristan

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