Fünf Tage in Tokyo (Teil II)

Tag 3: Hafen, Tokyo Tower, Roppongi Hills

 

Neujahr, 2011! Da ist es schon wieder, das nächste Jahr! Diesmal startete ich auch ganz ohne gute Vorsätze ins neue Jahr, denn zum einen hält man die meistens eh nicht ein und zum anderen habe ich vergessen, mir darüber überhaupt Gedanken zu machen. Wie auch immer, am Neujahrstag sind selbst in Japan, man mag es kaum glauben, vor allem kulturelle Institutionen geschlossen (aber natürlich nicht die Konbinis, Restaurants oder Geschäfte – Karoshi, das Ziel am Horizont!). Also mussten wir Museen, einen Zoobesuch oder anderweitige Institutionen von unserer Liste streichen. Als Jupp grummelnd irgendwas von wegen „Ach, ich kann auch den ganzen Tag im Hotelzimmer sitzen und japanisches Fernsehen schauen!“ von sich gab, wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Nach einer umfassenden Recherche im Internet machte ich für den heutigen Tag ein neues Ziel aus: das Schicki-Micki-Amusement-Viertel Roppongi Hills!

 

Zuerst erfüllte sich Jupp aber den Wunsch, sich zumindest ansatzweise den Hafen anzuschauen, was auch ganz nett war. Von da aus wollten wir uns nach Roppongi per pedes durchkämpfen. Auf dem Weg fanden wir aber noch einen weiteren hübschen Tempel, welchem wir einen kurzen Besuch abstatteten. Anschließend ging es an dem „Tokyo Tower“ aka. „der kleine Eiffelturm“ vorbei, auf dem auch in großen Lettern 2011 prankte, damit es auch der letzte Versoffene verstehen konnte, aber halt, so viele Versoffene gibt es hier ja zu Silvester gar nicht.

In Roppongi angekommen fing auch sogleich wieder alles an zu funkeln und zu blitzen. Leuchtreklamen, Boutiquen und Franziskaner Weizen. Ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt in Roppongi Hills (so der Name des größten Shopping- und Vergnügungscenters) eine deutsche Kneipe, ein Weizen ist für spottbillige 1300 Yen (gute 11 Euro) zu haben, Prost! Da ich aber schon im Rahmen meiner morgendlichen Recherche mit einem Kinobesuch liebäugelte, begaben wir uns auch zu einem. Ausnahmsweise hatten wir tatsächlich mal Glück und das Ticket für „Tron Legacy 3D“ kostete heute nur 1400 Yen – fast schon deutsche Preise! Also ab ins Kino, 3D-Brille auf und los. Es war mein erster dreidimensionaler Film und trotz meiner nicht bzw. kaum vorhandenen Fähigkeit räumlich zu sehen, konnte ich doch zumindest in manchen Szenen die gewünschten Effekte erahnen. Durchaus ganz nett. Der Film lief übrigens auf Englisch mit japanischen Untertiteln. Von dem neuen „Tron“ war ich übrigens doch recht begeistert (vielleicht auch, weil ich ohne Erwartungen reingegangen bin), besonders der im Kino sehr wuchtige Elektro-Soundtrack von Daft Punk war spitze. Als der Film zu Ende war, machte sich mittlerweile auch Hunger breit: kaum rollte der Abspann über die Leinwand, sprang genau ein Mensch im Kino wie von der Tarantel gestochen auf und nuschelte zu mir sowas wie „Boah, ich hab son Hunger!“ - großes Kino im Kino! ;-) Also fuhren wir, da es mittlerweile schon später Abend war, zurück nach Asakusa und aßen einmal mehr in einem traditionellen japanischen Restaurant (KFC).^^

 

Tag 4: Kaiserpalast, SquareEnix-Store, Shibuya, Roppongi Hills

Am 2. Januar winkt der Kaiser ausnahmsweise mal seinen Untertanen zu (und das tatsächlich ganze 5x), was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Im Nachhinein hätten wir es uns aber definitiv sparen können, denn das Einzige, was wir zu Gesicht bekamen waren unfassbar lasche Sicherheitsmaßnahmen am Eingang zum Kaiserpalast (man ist eben doch in Japan, auf der Alm sind die bspw. gefühlte 100x schärfer) und Menschenmassen wie man sie in Deutschland einmal mehr nur vom WSV kennt. Offenbar waren es auch wirklich so viele, die ihren „Cheffe“ sehen wollten, dass nicht etwa der Platz vor dem Balkon zu jedem Wink-Termin gefüllt wurde, sondern sich ein steter Kreislauf um das gesamte Gelände bildete, einem Ring gleich. So waren wir froh, als wir endlich wieder draußen waren und ich bin noch immer stolz, kein japanisches Papierfähnchen genommen zu haben, die einem zu Dutzenden gereicht und am Ausgang wieder eingesammelt wurden, denn mein Fähnchen richte ich nicht nach dem Wind – immer diese stoischen Deutschen...^^

Nach dieser Enttäuschung fuhren wir nach Shinjuku zum offiziellen SquareEnix-Store (ein Videospielehersteller, u.a. bekannt für die „Final Fantasy“-Reihe). Auch wenn der Laden leider etwas klein war, waren wir beide ziemlich fasziniert von all dem Merchandise, weshalb wir uns auch ordentlich eindeckten. So kaufte ich mir ein Tonberry-Plüschtier, ein von einem Orchester eingespieltes Best-of des Final Fantasy-Soundtracks sowie einige Figürchen. War auf jeden Fall sehr nett dort! :)

Im Anschluss tranken wir in Shibuya noch einen Kaffee bei „Staba“ (japanische Abkürzung für „Starbucks“). Danach machte sich Jupp schon wieder zurück ins Hotel, während ich erst noch etwas Shibuya und auch nochmal Roppongi Hills abcheckte. Obwohl dort teilweise ordentlich Prozente auf die Ware gegeben wurde, offenbar ist das in den ersten beiden Januarwochen so üblich dort, sind diese für einen Studentengeldbeutel dennoch kaum erschwinglich, da es sich meist um die absoluten Designer-Läden handelt. Aber gucken kostet selbst in Japan (noch) nichts. Anschließend fuhr ich dann auch zurück nach Asakusa und wir gingen nochmal in die tolle Kneipe vom ersten Abend, wo wir uns einmal mehr den Bauch vollschlugen.

 

Tag 5: Das große Wiedersehen mit Masayoshi-sensei!

Der Tag der Abreise und sogleich auch Tag des Wiedersehens mit Masayoshi, unserem Japanisch-Lehrer von der Uni Bielefeld, der über Weihnachten und Neujahr ebenfalls in Japan weilte. Nach einer interessanten Busfahrt machten wir einen angenehmen Spaziergang durch einen ruhigen Park mitten in Tokyo und nahmen in einer kleinen Hütte auf einem kleinen See (weiterhin mitten in Tokyo, umragt von Wolkenkratzern) eine japanische „Teezeremonie light“ ein, denn für die echte Variante muss man bestimmt Monate (wenn nicht Jahre) üben, damit man den komplizierten Ablauf ohne Fehler hinbekommt. Anschließend ging es nach Ginza (ebenfalls ein Restaurant-Shopping-Amusement-Viertel), wo wir tatsächlich das deutsche Brauhaus fanden, wovon ich schon vor unserem Japan-Aufenthalt erzählt habe und wo offenbar auch Bastian Pastewka im Rahmen seiner Japan-Doku einkehrte. Also nix wie rein in den Tempel der Gaumen-Genüsse! Und sofort standen auf unserem Tisch nicht nur frisch gezapfte Biere, sondern auch Würstchen, Sauerkraut, Brezel und Bratkartoffeln, abgerundet durch bayrische Blasmusik im Hintergrund. Ein Gefühl, dass mich kurz überlegen ließ, ob ich nun aufstehen und schreien sollte „Mama, ich bin Zuhause!“! Doch davon sah ich dann doch ab... ;-) Übrigens gehen die Japaner ganz offensichtlich davon aus, dass wir seeehr viel Bier trinken, denn das kleinste war, glaube ich, 0,4l und das größte sogar stolze 1,35l – Wahnsinn! Wir haben uns da dann mit der normalen Variante zufrieden gegeben. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Masayoshi, der uns in gewohnt japanischer Gönnerlaune zu diesem Festmahl einlud – どうもありがとうございますせんせい。 Im Anschluss machten wir noch einen Spaziergang um den Kaiserpalast und Masayoshi zeigte uns seine alte Uni. Doch dann hieß es abermals Abschied nehmen. So machten wir uns mit dem Highway Bus auf die gut fünfstündige Rückfahrt nach Niigata. Während in Tokyo nur die Sonne geschienen hatte, wurden wir hier sogleich von Regen empfangen.

Insgesamt war der Aufenthalt in Japans Aufenthalt richtig super und natürlich noch nicht der letzte. So werde ich im Rahmen des Konzerts von „Yellowcard“ im Februar wieder für ein paar Tage nach Tokyo fahren und ganz am Ende unseres Japan-Abenteuers, kurz vor unserem Rückflug, werden wir die Metropole abermals unsicher machen. Da wartet dann noch das absolute Highlight: Tokyo Disneyland! =D

 

Reingehauen!

Tris

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