Die neuen Abenteuer des jungen T. Der Komödie zweiter Teil.

Am nächsten Morgen war ich aufgrund des Geräuschpegels im Kapselhotel zwar nicht gerade ausgeschlafen, nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging es aber trotzdem einigermaßen. Frohen Mutes machte ich mich auf nach Ueno, da ich mich dort mit Chihiro, einer Japanerin, die bereits ein Jahr in Bielefeld studiert hat und dementsprechend sehr gut Deutsch spricht, verabredet hatte. Da genug Zeit vorhanden war, schlenderte ich an kleinen Schreinen, großen Bahnhöfen und unauffälligen Straßenzügen entlang nach Ikebukuro, um dort die U-Bahn nach Ueno zu nehmen. Dort traf ich mich mit Chihiro am Eingang des größten und ältesten Zoos in Japan.

Nach der Begrüßung schlenderten wir dann durch die vielen verschiedenen Tiergehege. Zu Beginn standen einige Volieren mit Vögeln, für die ich mich allerdings nicht übermäßig erwärmen kann. Mehr Begeisterung lösten da die Gorillas, Bären und Erdmännchen aus. Insgesamt ist der Zoo wirklich sehr schön, unheimlich groß und definitiv einen Besuch wert, wie ihr auch den Bildern und Videos entnehmen könnt.

 

Wenn ich in einem Zoo bin, vergesse ich gerne mal die Zeit und so vergingen die vier Stunden im Fluge. So verließen Chihiro und ich den Zoo, fuhren noch ein Stück zusammen mit der Bahn und dann war es auch schon wieder an der Zeit Abschied zu nehmen. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu meinem anderen Kapselhotel in Shibuya und ich kann bereits vorweg nehmen, dass das erste Hotel diesen Vergleich ganz klar gewonnen hat. Das zweite Hotel war wesentlich kleiner (was eigentlich kein negativer Punkt sein muss) und auch das Personal war soweit freundlich, allerdings sah man den Räumlichkeiten doch schon ein gewisses Alter an. Auch diese Nacht habe ich wegen diverser Geräusche nicht gerade ausgezeichnet geschlafen, was aber am Abend vorher passierte, hat dies mehr als nur ausgeglichen.

Am Abend stand eines der großen Highlights meines Aufenthaltes in Japan an: das Konzert von Yellowcard im Liquidroom in Tokyo. Seit Ewigkeiten gehört diese Band zu meinen absoluten Favoriten. Umso trauriger war ich, als sie vor zwei Jahren eine Auszeit nahmen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie sehr ich aus dem Häuschen war, als ich hörte, dass sie sich nicht nur wieder zusammengerauft hatten, sondern auch eine Welttournee mit Stop in Tokyo planten – da musste ich einfach dabei sein!

Vor dem Konzert genehmigte ich mir noch zwei Pils und betrat dann die Räumlichkeiten des Liquidroom, ein sehr netter Club, der mich ein wenig an das Forum in Bielefeld erinnert hat, vielleicht etwas größer, aber eben auch nicht zu groß. Natürlich war ich mal wieder so ziemlich der einzige Gaijin unter all den Japanern und zog somit die Blicke ungewollt auf mich. Da es an der Bar Heineken vom Fass gab, schlenderte ich mit einem Pils durch die Räumlichkeiten und orientierte mich bereits Richtung vorderer Bühnenbereich. Als Vorband trat bigmama, eine sehr coole Band aus Tokyo auf, ungefähr die japanische Version von Yellowcard. Besonders die schnuckelige und immer lächelnde Violinistin hatte es mir angetan und der Menge wurde auch ordentlich eingeheizt. So machte ich auch erste Bekanntschaft mit einer offenbar ganz typischen Konzert-Eigenart der Japaner: Crowdsurfing – und das ohne Ende! Ich war ja wirklich schon auf einigen Rockveranstaltungen in Deutschland und habe schon diverse Moshpits, Circle Pits oder eben auch Crowdsurfing miterlebt, was die Japaner aber während des gesamten Konzerts veranstalteten, war unfassbar! Es waren insgesamt bestimmt mehr als 50 kleine Asiaten, die von der Menge von hinten bis nach vorne zur Bühne transportiert wurden (wer „Crowdsurfing“ nicht kennt, bitte googlen). Trotzdem hat mir „bigmama“ super gefallen!

Nach einer kurzen Pause betraten dann Yellowcard die Bühne und dann ging es munter weiter mit der Crowd-Surferei, ein Moshpit gab es aber übrigens nicht (oder ich war in der dritten Reihe einfach zu weit davon entfernt). Direkt vor mit stand eine sehr schnuckelige Japanerin und da bei mir auf solchen Konzerten schnell der Beschützerinstinkt aufkommt, habe ich sie vor den ganzen Füßen, Armen und Köpfen, die da über einen weg gehoben wurden, bewahrt. Dafür musste ich, als einer der größten Konzertbesucher natürlich etwas mehr einstecken, weshalb ich auch den ein oder anderen blauen Fleck abbekommen habe, aber so ist das nunmal! Hauptsache den anderen geht es gut! Lasst mich ruhig hier liegen, feiert ohne mich weiter! Nein, so schlimm war es selbstverständlich nicht ;-) Insgesamt haben Yellowcard aber ein sehr gutes Konzert gegeben, haben angemessen lang gespielt und kaum einen Hit ausgelassen! Leider war während des gesamten Konzerts Handy- und Kamera-Verbot, weshalb ich leider nichts aufzeichnen konnte. Stellvertretend zeige ich euch hier einfach mal ein Video, welches ein mutiger Besucher einen Tag später aufgenommen hat (Yellowcard traten gleich zweimal im Liquidroom auf) und einigermaßen repräsentativ für meinen Besuch ist.

Nach dem Konzert war ich ordentlich durchgeschwitzt und erledigt. Die süße Japanerin bedankte sich sogar noch für meine Unterstützung und wir machten als Andenken noch ein Foto. Die Gute hieß übrigens Nanako, hach ja...^^ Anschließend stöberte ich ein wenig am Merchandise-Stand, wo ich ein Album von bigmama und ein T-Shirt von Yellowcard käuflich erwarb. Und dann kam auch der Knaller: die japanischen Veranstalter hatten eine kleine Autogrammstunde mit der Band organisiert. Im Rahmen dieser konnte man sich Unterschriften auf sein Shirt geben lassen, was ich in Anbetracht der Tatsache, dass es schwarz war, reichlich unsinnig fand. Also, was machen die Japaner? Sie lassen sich tatsächlich mit schwarzem Filzstift auf ein schwarzes T-Shirt unterschreiben! Und was macht ein Deutscher? Er kramt den Flyer für das neue Yellowcard-Album („When you're through thinking, say yes“; 25. März) raus und lässt sich darauf Autogramme geben. Ich war wirklich sehr begeistert, als ich plötzlich vor der Band stand und mit ihnen nicht nur ein paar Worte wechseln konnte, sondern mit Frontmann Ryan Keys und dem Violonisten Sean Mackin Erinnerungsfotos machen konnte. Abgerundet wurde dieses unvergessliche Erlebnis mit einem Handshake mit der ganzen Band – großartig!

 

Am nächsten Tag traf ich mich mit Christopher, der ebenfalls in Tokyo weilte, und besuchte eine sehr interessante Ausstellung, in welcher Kunststudenten der Tokyoter Hochschulen ihre Abschlussarbeiten präsentierten. Die Kunstwerke gingen von Gemälden verschiedenster Art und Einflüsse über Skulpturen aus Stein oder Holz bis hin zu Kombination von Kunstwerken und Filmvideos. Das Beste an der ganzen Sache: es war für lau! Wann gibt es in Japan denn schon was umsonst? Bevor ich meinen Bus zurück nach Niigata nahm, machte ich in Shinjuku noch einen kurzen Abstecher nach Sunshine City, einem unfassbar großen Einkaufszentrum, und gönnte mir wegen zunehmender Narkolepsie einen großen Kaffee.

Als Fazit kann ich sagen, dass es drei wunderbare Tage in Tokyo waren und das Konzert von Yellowcard definitiv eines der besten, wenn nicht sogar das beste Erlebnis war, was ich in Japan bisher erlebt habe. Auch Tokyo wächst mir immer mehr ans Herz, da es eine Stadt ist, in der man immer was erleben kann, die aber auch erstaunlich gut strukturiert ist, weshalb man sich wirklich nicht sehr oft verläuft. Deshalb freue ich mich, wenn ich in drei Wochen zum Abschluss meines Auslandssemesters noch einmal in die Hauptsstadt Japans kommen und weitere Abenteuer erleben werde! :-)

 

Bis bald,

Tristan

 

 

 

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