Am 20. Februar machte ich mich zusammen mit Jupp auf, um Japan endlich etwas näher erforschen zu können. Vorher hatte ich wegen der stressigen und vereinnahmenden Uni leider viel zu wenig Gelegenheit, aber das kann ich nun hoffentlich alles nachholen. Die erste Station unserer Tournee war Hiroshima und so machten wir uns an einem schönen Sonntag mit dem sündhaft teuren „Schinken“ (so nennen wir den Bullet Train „Shinkansen“ liebevoll) auf gen Süden.
Nach guten fünf Stunden kamen wir dann in der Stadt mit der tragischen und dramatischen Vergangenheit an, die mich als Student der Geschichtswissenschaft natürlich sehr interessiert. Zuerst bezogen wir aber unser Hostel, wo an der Rezeption doch tatsächlich fließend Englisch gesprochen wurde, man mag es kaum glauben. Auch unser Zimmer war durchaus zufriedenstellend, wenngleich wir leider keinen Fernseher hatten... und die Toilette war auf dem Flur... und das Internet total langsam... na gut, es war also doch eher semi-zufriedenstellend ;-) Aber wir sind ja nicht auf reisen, um nur auf dem Hotelzimmer zu hocken.Genau deswegen machten wir anschließend erstmal einen schönen Spaziergang durch den ganz in der Nähe des Hostels gelegenen Friedenspark, wo u.a. die berühmte Atombombenkuppel steht. Es war für mich schon ein sehr seltsames Gefühl, als ich dieses Relikt der riesigen Tragödie sah Um auf etwas andere Gedanken zu kommen, schlenderten wir etwas durch eine große Mall, wo wir anschließend in einem Restaurant ein paar Yakitori und natürlich Pommes sowie Bier vertilgten. Danach ging es auch schon wieder auf das Hotelzimmer, da wir für den nächsten Tag bereits ein strammes Programm ausgearbeitet hatten.
Am nächsten Morgen besuchten wir zuerst das Peace Memorial Museum im Friedenspark, in welchem sich eine ausführliche Ausstellung zum Atombombenangriff der USA auf Japan am 6. August 1945 befindet. Es war für mich neben den Besuchen der ehemaligen Konzentrationslager in Bergen Belsen und Dachau einer der bewegendsten Museumsbesuche überhaupt, da die Ausstellung eine Tragik dokumentiert, wie sie kaum vorstellbar ist. Immer wieder musste ich daran denken, dass hier vor gut 65 Jahren nichts mehr war außer Schutt und Asche – die reinste Hölle auf Erden. Zeitzeugen berichten von ihren Liebsten, die sich schwer verwundet noch bis zurück nach Hause schleppten und dann kurze Zeit später trotz aufopferungsvollster Fürsorge ihrer Familie starben. Solche und ähnliche Überlieferungen brachten mich mehr als nur einmal an den Rand, die ein oder andere Träne zu verdrücken. Eine wirklich bedrückende, aber meines Erachtens sehr gute Ausstellung, nach der mir schlicht und ergreifend die Worte fehlten, um neben meinem Namen einen ausführlichen Kommentar in das am Ausgang des Museums bereit gestellten Besucherbuch zu hinterlassen. Übrigens war meine Studentenstadt Niigata für die Amerikaner auch ein potentielles Ziel, wobei ich nicht sagen kann, dass ich froh bin, dass sie andere Städte ausgewählt haben, denn am besten wäre es gewesen, sie hätten diese teuflische Waffe niemals benutzt.
Nun aber genug des Trübsals! Das dachten wir uns auch, weshalb wir uns zum Hafen von Hiroshima aufmachten, um von dort die Fähre zur Insel Miyajima zu nehmen, wo das berühmte Torii steht. Das Wetter war an diesem Tag wirklich ausgezeichnet, sodass sich auf der Insel angekommen sogar etwas Urlaubsgefühl breit machte. Begrüßt wurden wir sogleich von einigen Rehen, die auf Miyajima zu Hauf rumlaufen und nur darauf warten von den Touristen gefüttert und fotografiert zu werden. Nach einer kurzen Zeit des Flanierens durch den Ortskern, beschlossen wir den Berg der Insel zu erklimmen, da man von dort oben einen hervorragenden Ausblick haben soll. Die Wanderung, teils steil bergauf, dauerte knapp zwei Stunden, hat mir aber schon allein wegen der wirklich schönen Natur um mich herum sehr viel Spaß gemacht. Oben angekommen wurden wir dann auch sogleich mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Nach dem Abstieg knipsten wir noch ein paar Fotos von dem Torii und begaben uns dann erst mit der Fähre, dann mit der Straßenbahn wieder zurück in die Innenstadt, wo wir in einem Ramen-Restaurant, welches Anja und ihr Mann uns empfohlen hatten, schmackhafte Nudeln in Suppe mampften. Anschließend ging es dann zurück ins Hotel und am nächsten Tag sollte auch schon Osaka auf uns warten.
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