Die Stadt, die Verrückte macht: Osaka

Eigentlich waren wir von einem halbwegs kurzen Transfer von Hiroshima nach Osaka ausgegangen. Deshalb waren wir dementsprechend irritiert, als wir herausfanden, dass die Fahrt mit dem normalen Zug sechs Stunden dauern würde und wir noch dazu ca. 7x umsteigen müssten. Da entschieden wir uns doch wieder schweren Herzen und erleichterten Portemonnaies – wieder flockige 100 Euro weg – für den Shinkansen, denn der brauchte nur 90 Minuten. In Osaka angekommen begann sinnbildlich die Verwirrung, die wir den ganzen Aufenthalt über spüren sollten: wo sind wir, wo wollen wir hin und verdammt nochmal wie kommen wir da hin? Denn tatsächlich ist nicht nur das städtische Bahnnetz unfassbar verwirrend, sondern die Stadtplaner müssen sich bei der Ausarbeitung gehörig einen hinter die Binde gekippt haben, denn ich war noch nie in meinem Leben so orientierungslos wie in dieser Stadt, weder in Tokyo noch in Paris!

 

Irgendwie haben wir es dann aber doch noch bis zum Hostel geschafft, in welchem der Frontsänger von bigmama (der Vorband von Yellowcard) an der Rezeption arbeitete, oder zumindest sah er so aus. Das Hostel an sich war wieder sehr in Ordnung, wieder mit einer schönen Dachterasse. Nach einer kurzen Pause erkundeten wir noch etwas die nähere Umgebung, ehe wir in ein schmackhaftes Yakitori-Restaurant einkehrten. Die nächsten Tage waren dann vor allem vom Suchen und (nicht-)Finden geprägt. Das große Einkaufszentrum „HEP Five“ war Dank des auf dem Dach des Gebäudes befindlichen Riesenrades schnell gefunden. Auch eine ellenlange Einkaufsmeile in einem anderen Stadtteil haben wir nach einigen Umwegen finden können, doch dann begann wieder das Unheil seinen Lauf zu nehmen, denn das U-Bahnnetz ist wirklich extrem verwirrend. Tatsächlich schafften wir es ausgehungert bis zum Park, in dem das Schloss von Osaka ist. Doch vorher wollten wir noch etwas essen. Problem: während wir vorher von hunderten Buden und Restaurants umgeben waren, befand sich hier, ausgerechnet bei unseren knurrenden Mägen, kein einziges Restaurant mehr. Nach einem weiteren Marsch rettete uns schließlich eine einschlägige, amerikanische Fast Food-Kette das Leben – Amerika ist halt immer für einen da, wenn es brenzlig wird! ;) Nach dieser Stärkung konnten wir in besagtem Park bereits die ersten Kirschblüten bewundern, das Schloss hingegen war natürlich schon dabei die Pforten für seine Besucher zu schließen – Osaka, mal wieder Pech gehabt!

 

Am nächsten Tag verschafften wir uns erst – nach einer schier endlosen Odyssee – einen schönen Überblick über Osaka, indem wir die Aussichtsplattform des höchsten Gebäudes der Stadt besuchten. Anschließend wollten wir nach Namba, dem Amüsier- und Technikviertel Osakas, welches wir natürlich auch erstmal nicht auf Anhieb gefunden haben. Stattdessen landeten wir in einem total abgeranzten Koks-und-Nutten-Viertel, in welchem es abends – den ganzen Werbetafeln mit nackten Frauen drauf zu urteilen – heiß her geht. Nachdem wir aber den Ausgang aus diesem Moloch gefunden hatten und das Technikviertel begutachten konnten, zeigte uns ein 'Penner' (oder zumindest arg angeschickerte Japaner) den Weg zu den verwirrenden und endlos langen Einkaushallen Nambas. Dort fanden wir – nach einiger Suche – eine sehr coole, westliche Restaurantkette, wo wir uns für umgerechnet 10 Euro mit Pizza und Nudeln satt essen konnten und für weitere 5 Euro konnten wir für eine Stunde so viel Bier trinken, wie wir wollten – herrlich!

 

Ein anderes Highlight unseres Aufenthaltes war der Besuch der „Universal Studios Japan“, ein großer Freizeitpark mit allerhand Fahrgeschäften. Erstaunlicherweise kamen wir auch ohne Komplikationen mit der Bahn dort an und befanden uns schon mit im Gedränge an den Ticketschaltern. Mit 6.200 Yen (gute 55 Euro) war es natürlich ein weiterer Schlag ins Kontor, der sich aber durchaus gelohnt hat. Zum Glück waren wir an einem Wochentag da, sonst wäre der Freizeitpark wahrscheinlich gnadenlos überfüllt gewesen (und selbst jetzt gab es teils endlose Schlangen an den beliebtesten Achterbahnen). Zuerst schauten wir uns eine 3D-Show an, die auf dem Film „Terminator 2“ basierte. Da ich in Japan herausgefunden habe, dass ich zumindest teilweise räumlich sehen kann, war das schon sehr nett. Noch wesentlich cooler war der Besuch des Spider-Man-Fahrgeschäfts, welches wirklich grandios gemacht war. Ebenfalls mit 3D-Effekten gespickt, fuhr man durch New York und wurde durch Spider-Man vor den Angriffen seiner Gegner bewahrt. Besonders genial war aufgrund der dritten Dimension der Fall von einem Hochhausdach in ein vom Heldne gewobenes Spinnennetz – abgefahren! Anschließend ging es dann in die „Jurassic Park“-Wildwasserbahn und in eine sehr gute Achterbahn (für zwei Minuten Spaß mussten wir auch fast eine Stunde warten!). Während wir also in der Schlange standen, wurde uns mal wieder bewusst, wie exotisch wir auf die Japaner wirken, denn um uns herum waren wirklich NUR Asiaten. So konnte ich mich auch (das wahrscheinlich letzte Mal) wie ein Superstar fühlen, als ich einer Gruppe neugieriger Japanerinnen zuwinkte, welche daraufhin laut kreischend komplett aus dem Häuschen gerieten – verrückt! Als Andenken erwarb ich zum Schluss dann noch ein cooles Spider-Man T-Shirt. Anschließend ging es dann auch erschöpft zurück ins Hostel.

 

Generell hat mir Osaka zwar schon irgendwie gefallen, allerdings ist die Stadt wirklich sehr verwirrend aufgebaut. Es ist wirklich bezeichnend, wenn zwei Deutsche (von denen zumindest einer eigentlich ein sehr ordentliches Orientierungsvermögen hat) auf der Suche nach dem höchsten Gebäude der Stadt – welches man eigentlich sehen sollte – komplett in die falsche Richtung laufen. Im Rahmen eines Japan-Trips kann man sich die Stadt aber definitiv mal näher anschauen. Am nächsten Tag ging es dann in das kleine und verträumte Nara.

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